Probetrip mit einer Übernachtung - Overnighter

Ein Overnighter ist eine Radtour, bei der man eine Nacht im Freien verbringt. Diese Art von Radtour ist perfekt für dich, wenn du deine Ausrüstung vor einer mehrtätigen Tour testen willst. Ein Overnighter ist aber natürlich auch perfekt, wenn du nur ein Wochenende Zeit hast für ein kleines Abenteuer. Es gibt hierbei keine Regeln, wie viele Kilometer du an den zwei Tagen fahren musst, das ist deine persönliche Wahl. Das Übernachten im Freien kann eine Herausforderung sein, aber es gibt viele Möglichkeiten, sicher und bequem zu schlafen. Es ist wichtig zu testen, ob du mit deiner gewählten Ausrüstung zurechtkommst und zum Beispiel mit dem Schlafkomfort zufrieden bist.

 

  1. Was braucht man für eine Nacht?

Für eine Nacht auf einer Bikepacking-Tour benötigst du einige wichtige Ausrüstungsgegenstände, um gut zu schlafen. Hier sind einige Dinge, die du für eine Nacht braucht:

 

  • Schlafsack: Ein Schlafsack hält dich warm und bequem, wenn du draußen schläfst. Es ist wichtig, einen Schlafsack auszuwählen, der für die Jahreszeit geeignet ist, in der du gerade unterwegs bist und einen angenehmen Temperatur Komfortbereich hat. Hier gilt, lieber zu warm als zu kalt.
  • Schlafoption: Wie in den Kapiteln vorher schon erwähnt gibt es unterschiedliche Optionen. Ob du im Zelt mit Isomatte schläfst, mit Tarp und Hängematte, in einem Biwaksack oder wenn es das Wetter zulässt unter freiem Himmel.
  • Kocher und Geschirr: Wenn du draußen übernachtest, brauchst du auch eine Möglichkeit, Essen zuzubereiten. Ein kleiner Campingkocher und ein Topf oder Pfanne sind eine gute Wahl. Alternativ kannst du auch das Essen vorbereiten und mitnehmen, das ist bei einem Onenighter möglich - bei einer mehrtägigen Tour wird das dann etwas schwieriger.
  • Licht: Eine Stirnlampe oder etwas ähnliches ist unerlässlich, um in der Nacht zu sehen und sich sicher zu bewegen. Gerade wenn du im Frühling oder Herbst unterwegs bist, kann es passieren, dass du schnell mal von der Dunkelheit überrascht wirst. Deswegen ist es immer eine gute Idee, eine Lampe mitzunehmen, um sich dann noch einen guten Schlafplatz auszusuchen und nicht in der Finsternis Zelt aufbauen zu müssen. Optimal sind in solchen Fällen Lampen, welche du auch gleichzeitig als Rad-Lampe und vielleicht sogar noch als Powerbank benutzen kannst.
  • Kleidung: Neben der Radkleidung, welche du den ganzen Tag auf dem Rad trägst, solltest du auch Ersatzkleidung mitnehmen, welche für jede Wetterlage geeignet ist. Das Wetter kann schneller umschlagen als du vielleicht denkst.
  • Hygieneartikel: Diese sind immer sehr spezifisch und individuell erweiterbar. Jedoch kannst du bei der kurzen Dauer der Tour vielleicht auf einige Sachen verzichten. Worauf du aber nicht verzichten solltest, sind die Basic-Artikel wie Zahnbürste, Zahnpasta und Toilettenpapier.

 

  1. Was braucht man für eine Nacht im Wald?

Wenn du eine Nacht im Wald verbringen möchtest, brauchst du in der Regel einige zusätzliche Dinge. Anders als bei einer Übernachtung auf dem Zeltplatz hast du hier keine Sanitäranlagen. Das heißt, du solltest zusätzliche Hygieneartikel mitführen wie Desinfektionsmittel, Klopapier und unbedingt Insektenschutzmittel. Gerade, wenn sich der Schlafplatz in der Nähe von Feuchtgebieten befindet, solltest du ausreichend davon mitführen. Je nachdem, wo und in welcher Gruppenstärke ihr unterwegs seid, kann auch ein Abwehrspray zum besseren Schlaf verhelfen.

 

  1. Zelt? Ohne Zelt? Was darf man in Deutschland?

Diese Fragen sind gar nicht so leicht und einfach zu beantworten, da die rechtliche Lage in Deutschland sehr unübersichtlich ist. Daher soll das nur eine kurze Übersicht sein, also bevor du eine Nacht im Freien verbringen möchtest, informiere dich zur Rechtslage in deinem Bundesland am besten selbst nochmal.

Bundesweit gilt jedoch, dass das Campen in Naturschutzgebieten untersagt ist. Dazu gehören beispielweise Nationalparks, Biotope oder Biosphärenreservate. Auch das Übernachten in Küstennähe ist teilweise verboten. Dort solltest du auf die Anweisungen auf Schildern achten und diese befolgen.

Das Übernachten auf Privatgelände, auch Privatwald, ist in Deutschland mit der Zustimmung des Eigentümers gestattet. Jedoch solltest du dir hier vorneweg die Erlaubnis einholen, damit dein Onenighter auch entspannt bleibt.

Ein klarer Unterschied wird in Deutschland auch zwischen Zelten und Biwakieren gemacht. Biwakieren ist das Schlafen ohne Zelt unter freiem Himmel, also zum Beispiel mit einem Schlafsack und Isomatte oder einer Hängematte. Der Unterschied ist, dass dieser Fall im Gesetz nicht ausdrücklich geregelt ist, anders als beim Zelt.

In Bayern, Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen, Hamburg, Hessen und Berlin ist das Zelten in freier Landschaft nicht ausdrücklich verboten. In Sachsen, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt, Saarland und in Thüringen ist es hingegen ausnahmslos verboten, wild zu zelten. In den restlichen Bundesländern gelten gesonderte Vorschriften.

Es gibt jedoch auch Alternativen zum Wildcampen. Überall in Deutschland gibt es Verbände oder Projekte, welche das Übernachten in der Natur ermöglichen. Das sind beispielsweise Naturlagerplätze, die in Schleswig-Holstein zu finden sind oder auch das Übernachten unter Felsvorsprüngen, das sogenannte Boofen.

Eine gute Möglichkeit, um Privatgrund zum Schlafen zu finden, ist die Website von „1NiteTent“, bei der sich Privatpersonen registrieren und ihren Privatgrund als Übernachtungsplatz für andere zur Verfügung stellen.

Das sollte einen kleinen Überblick über die Verbote, aber auch vorhandenen Möglichkeiten und Alternativen geben.

 

  1. Ungeschriebene Regeln im Wald

Beim Campen im Wald gibt es einige ungeschriebene Regeln, die jeder beachten sollte, um die Natur und andere Camper zu respektieren. Hier findest du einige:

 

  • Hinterlasse keinen Müll: Nehme deinen Abfall mit und achte darauf, dass du keine Spuren hinterlässt. Das gilt für Plastik, Bio und Glasmüll. Alles, was du mitgebracht hast, musst du auch wieder mitnehmen.
  • Respektiere die Tierwelt: Vermeide es, Wildtiere zu stören und ihre Lebensräume zu betreten. Hänge deine Lebensmittel hoch in einen Baum, um beispielsweise Waschbären und anderen Tieren den Zugang zu erschweren.
  • Lautstärke reduzieren: Vermeide laute Geräusche und Musik. Um die Tierwelt nicht zu erschrecken und nicht jeden direkt auf dich aufmerksam zu machen.
  • Feuerregeln beachten: Verwende nur vorgesehene Feuerstellen und lösche das Feuer vollständig, bevor du gehst. Achte auch auf geltende Verbote von offenen Feuern, die je nach Jahreszeit und Witterungsbedingungen unterschiedlich sein können. Besonders im Sommer gilt es, lieber kein Feuer zu machen, viel zu schnell ist ein Waldbrand verursacht!
  • Respektiere Naturschutzgebiete: Suche dir einen geeigneten Platz für dein Zelt, der nicht in einer Schutzzone liegt oder direkt daneben.
  • Respektiere Privatgelände: Falls es ausgeschrieben ist und du nicht die Erlaubnis hast, dein Lager aufzuschlagen, such dir lieber einen neuen Schlafplatz.

Indem du diese Regeln befolgst, wirst du nicht nur ein besserer Camper sein, sondern auch dazu beitragen, die Natur und die Gemeinschaft zu schützen.

 

  1. Tourenplanung spezifisch für eine 2-Tages-Tour

Gerade ein Onenighter ist eine gute Möglichkeit, die heimische Umgebung besser kennenzulernen. Es reichen auch schon 50km am Tag, um Sachen zu entdecken.

Es bietet sich auch an, mit dem Zug an ein bestimmtes Ziel zu fahren und dann die Heimreise mit dem Rad zu bewältigen. Hier solltest du jedoch beachten, dass du dir nicht zu viel vornimmst, da sich beispielsweise Höhenmeter mit einem vollbeladenen Fahrrad ganz anders auf deine Kondition auswirken als du es gewohnt bist. Daher gilt, lieber klein anfangen und dann steigern.

 

  1. Praxiserprobte Packliste für einen Overnighter

Ein kurzer Überblick meiner Packliste für einen Onenighter an einem warmen Sommerwochenende im Juni. Wir haben das Wochenende genutzt, um unser Equipment zu testen.

  • Schlafoptionen: Wir hatten ein Zelt und zwei Hängematten mit, um spontan zu entscheiden, was wir zum Schlafen benutzen. Genutzt haben wir schlussendlich die Hängematten, da es an diesem Wochenende sehr warm war und sich der Untergrund aufgrund von Unebenheiten nicht für das Zelt angeboten hat. Tipp: Hängematte mit Insektennetz! Gerade in den Sommermonaten wirst du überrascht sein, wie viele Insekten es gibt, welche dich am Schlafen hindern.
  • Kleidung: Zusätzlich zu Radhose, Trikot, Helm, Sonnenbrille und Schuhen hatten wir noch Badehose, Wechselkleidung, kleine Sporthandtücher und Schlafkleidung dabei.
  • Ernährung: Was du nicht vergessen darfst bei so einem Trip, besonders bei warmen Temperaturen, ist die Flüssigkeitszufuhr. Wir hatten beide 1,5l Wasser verteilt in zwei Flaschen am Rad und zwei Rücksäcke mit Trinkblasen (ca. 2l) dabei. Diese mussten wir zweimal pro Tag wieder auffüllen. Damit der Körper aber auch Nährstoffe bekommt, haben wir im Wasser Brausetabletten aufgelöst. Hier gibt es zig verschiedene, welche du je nach Geschmack und Bedürfnis variieren kannst. Wir hatten Magnesium und Elektrolyt-Brausetabletten dabei. Wir haben uns aus Platz- und Gewichtsgründen gegen Gaskocher und Zubehör entschieden, dafür sind wir dann in einer Gaststätte eingekehrt und haben uns im Supermarkt mit Frühstück, Obst und Riegeln versorgt.
  • Elektronik: Wir haben einen Garmin zur Navigation benutzt, für jedes Rad Vorder- und Rücklicht welches gleichzeitig beim Aufbau der Hängematten in der Nacht geholfen hat. Außerdem eine ca. 5000mAh große Powerbank. Diese hat problemlos für die Handys und das Garmin gereicht und war nicht allzu groß und schwer. Tipp: Kopfhörer mitnehmen, gerade wenn du einen Berg hochfährst, kann etwas Abwechslung in Form von Musik oder einem Podcast nicht schaden.
  • Hygieneartikel: Für uns haben Zahnbürsten, Zahnpasta und ein paar Feuchttücher zur Erfrischung ausgereicht. Auf Duschbad haben wir verzichtet, da wir unterwegs ein paar Seen und Flüsse zum Erfrischen in die Route integriert haben.
  • Ersatzteile: Da es keine sehr lange Tour war, hatten wir nur das Nötigste dabei wie Ersatzschlauch, Luftpumpe, Mini-Werkzeug, Flickzeug und Kabelbinder.
  • Sonstiges: Was du auf keinen Fall vergessen solltest, ist die Kreditkarte und etwas Bargeld. Damit kannst du dir in fast jeder Situation behilflich sein. Außerdem hatten wir noch Glücksbringer dabei, welche uns auf der Tour unterstützt haben.
  • Persönliche Empfehlung: überlegt euch wirklich, ob ihr ein Schloss mitnehmen wollt. Diese sind oft schwer und nehmen viel Platz weg. Wenn ihr in der Natur schlaft, dann trefft ihr sowieso kaum Menschen und beim Einkaufen könnt nacheinander in den Laden gehen.

Fazit

Ein Overnighter kann eine großartige Möglichkeit sein, um dem Alltag zu entfliehen, die Natur zu erleben und neue Orte zu entdecken, während du auf dem Fahrrad unterwegs bist. Nützlich ist es auch, um Erfahrungen zu sammeln, sei es beim Finden des richtigen Schlafplatzes oder beim Austesten deines Fahrrads und der Ausrüstung.

Aber auch hier gibt es einige Kleinigkeiten, die du beachten solltest, besonders wenn es um den Schlafplatz geht. Nichtsdestotrotz ist die Devise hier klar: Nicht so viel drüber nachdenken, sondern einfach mal machen und genießen!