Im Winter 2021 fasste ich gemeinsam mit einem Freund den Entschluss, mit dem Fahrrad zu verreisen. Der ursprüngliche Plan war es, zusammen nach Wien zu fahren. Leider scheiterte dieser Plan, trotzdem ließ mich der Gedanke daran nicht mehr los. In Zeiten von Klimakrise, Rohstoffknappheit und geschärftem Umweltbewusstsein, wollte ich diese Art der Reise für mich entdecken. Also machte ich mich auf die Suche nach einer Möglichkeit, mein Gepäck auf dem Fahrrad zu verstauen. Da ich ein Gravelbike fahre, ist ein Gepäckträger keine Option. Es musste also eine Satteltasche sein. Bei meiner Recherche bin ich auf die Satteltaschen von Rovativ gestoßen. Diese schienen von Größe, Befestigungsart und Zusatzhalterungen perfekt. Gefunden, gekauft, gepackt!
Mit einer sehr ungewohnten Mischung aus Angst, Enthusiasmus, Bedenken und Abenteuerlust habe ich also meine Sachen für eine Solotour von München nach Vaduz in Liechtenstein zusammengesucht - ein Zelt, eine Isomatte, einen Schlafsack, Gaskocher mit Topf, Kleidung für 3 Tage. Obwohl ich sehr minimalistisch packte, war ich mir nie sicher, ob es doch zu viel Gepäck sei. Mir fehlte schlichtweg der Erfahrungswert. Ich bin zuvor noch nie mehr als 40km am Stück mit dem Rad gefahren.
Am Lenker mein Zelt und die Isomatte. Fest eingewickelt in einen Packsack und mit Spanngurten befestigt. Darüber eine kleine Tasche für Müsliriegel, Kamera und Kleinkram.
Auf das Oberrohr musste ich die Zeltstangen wickeln, da diese sehr lang sind. In der linken Gabeltasche verstaute ich Kleidung, eine Regenjacke, und einen Kulturbeutel. In der rechten Gabeltasche stecken eine warme Jacke, eine Mütze, ein aufblasbares Kopfkissen sowie Gaskocher, Topf, Besteck und ein Handtuch mit Badehose.
Die Rahmentasche fasste das Erste-Hilfe-Set, meine Powerbank, sowie den Geldbeutel.
In die Satteltasche von Rovativ haben durch die trichterartige Form meine Drohne, die GoPro mit Wechselakkus, sowie mein warmer Schlafsack locker reingepasst. Durch die vielen Befestigungsarten außen an der Satteltasche konnte ich mein Schloss, eine Tasse und ein Paar Schlappen befestigen. Sogar meine dritte Flasche eine Banane konnte ich obendrauf in den Gummizug einfädeln. Alles hat sicher gehalten.
Die Zuladung von 10L wurden somit gänzlich genutzt. Insgesamt 25,5kg brachte das Rad samt Gepäck auf die Waage. 12,2kg wiegt das Rad, 2,25kg meine Wasserflaschen.
Dienstagmorgen um 6:00 Uhr: Wecker aus, Radhose an!
Erster Stopp: München Hauptbahnhof. Von hier aus startet meine Reise. Meine anfängliche Sorge, dass die Satteltasche beim Fahren ständig hin- und herschwingen könnte, war nach ein paar Minuten verflogen. Natürlich bewegt sie sich minimal, jedoch kaum spürbar. Die erste Etappe führte mich auf gut ausgebauten Fahrradwegen durch Siedlungen und Stadtteile von München. Der Verkehr nahm mit zunehmender Strecke immer mehr ab, denn ich erreichte das westliche Ende von München, hinaus aufs Land.
Die ersten 15km waren absolviert. Weiter ging es Richtung Ammersee und weiter gen Westen Richtung Landsberg am Lech. Hier habe ich meine erste Pause nach 40km gemacht. Erstaunlicherweise war das die Distanz, welche ich bisher für mein Maximum hielt. Doch heute war etwas anders, ich war total euphorisch. Nach einer kleinen Stärkung ging es weiter, immer an der Autobahn entlang Richtung Mindelheim.
Hier wartete eine wunderschöne Altstadt mit einem Trinkwasserbrunnen auf mich. Hier füllte ich meine Flaschen auf, denn auf die ersten 57km hatte ich schon 2 Liter Wasser verbraucht.
Nach einem kurzen Blick auf die Uhr fiel mir auf, dass ich viel schneller war als ich dachte, denn es war gerade einmal 10:37 Uhr und ich hatte schon mehr als die Hälfte meiner angedachten Strecke hinter mich gebracht. Also machte ich ein paar Minuten länger Pause. Nun fiel mir auf, was ich befürchtet hatte. Ein Solotrip ist einfach sehr still. Die Möglichkeit, sich kurz auszutauschen, gibt es nicht.
Ich blendete dieses ungewohnte Gefühl aus und fuhr weiter. Ich lernte, meine Umgebung als Begleiter zu sehen. Eigentlich bin ich ein Mensch, der den ganzen Tag Musik hört, aber bisher hatte ich noch nicht das Bedürfnis, meine Kopfhörer auszupacken.
In Memmingen ließ ich mich zuerst durch die wunderschöne Altstadt rollen, bevor ich im Supermarkt Abendessen einkaufte. Die letzten 10km des Tages führten mich zum Badesee in Aitrach, südwestlich von Memmingen. Hier wollte ich schlafen.
Nach einem kurzen Sprung ins Wasser um mir den Staub und den Schweiß abzuwaschen, konnte ich mich dann endlich zurücklehnen und entspannen. Zu meiner Verwunderung tat mir nichts weh. Ich war kaum erschöpft und hatte gute Laune. Nach 109km mit einem 25,5kg schweren Rad hatte ich das nicht erwartet. Die Nacht war ruhig und ich war am Mittwoch um 10:00 Uhr abfahrbereit. Die heutige Etappe bestand aus 80km bis zum Bodensee nach Bregenz auf den Campingplatz.
Immer weiter Richtung Süden mit den Alpen am Horizont. Gegen Mittag kam ich dann in Leutkirchen im Allgäu an und hatte unglaubliche Lust auf eine große Portion Käsespätzle! Nach einer ausgedehnten Mittagspause führt mich mein Weg weiter entlang der Autobahn und der Bahnstrecke in Richtung Wangen im Allgäu. Hier habe ich dann kurz angehalten um noch einmal meine Wasserflaschen aufzufüllen. Das letzte Stück bis zum Campingplatz am Bodensee fuhr ich dann auf einmal durch. Ich verbrachte meinen Abend am Seeufer und genoss den wunderschönen Sonnenuntergang.
Donnerstagmorgen wollte ich früh starten. Der Plan war es, nach Vaduz zu fahren und am selben Tag mit dem Zug wieder zurück nach Hause. Der idyllische Weg führte stetig entlang des Rheins und der Berge. 52km später, um 11:00 Uhr habe ich dann endlich mein Ziel erreicht: Vaduz in Liechtenstein!
Meine erste große Radreise, meine erste Solotour – dieses Abenteuer werde ich wohl niemals vergessen.