Wie du ein Bikepacker wirst - aller Anfang ist leichter als gedacht - zum glücklich sein brauchst Du nicht viel
Wenn du Radfahren und Übernachten miteinander verbinden willst, brauchst du zunächst nur folgende Basics:
- eine gehörige Portion Motivation
- ein souverän funktionierendes Fahrrad
- möglichst einen gleichgesinnten Begleiter oder eine Begleiterin.
Wenn dich dann die Abenteuerlust packt, such dir ein realistisches Reiseziel, dass du bequem erreichen kannst.
Für den Anfang reicht häufig erst einmal ein Schlafplatz bei einem Freund, Verwandten oder auch in einer Jugendherberge. Es geht schließlich zunächst darum, dass du das Reisen mit dem Rad bei Gepäcklimitierung erprobst.
Für die erste Übernachtung brauchst du dann einen bequemen Rucksack mit Rückenbelüftung oder Packtaschen, die folgende Dinge aufnehmen sollten:
- einen Schlafsack mit möglichst geringem Packmaß,
- eine Isomatte,
- eine kleine Auswahl an nötigsten Hygieneartikeln,
- einen Satz frischer Alltagskleidung.
- Handy und Bankkarte.
Auf eine Regenjacke kannst du verzichten, wenn du die Tour bei stabilem Wetter planst.
Getränkeflaschen am Rad packst du nach deinem Bedarf ein. Ein Abendessen, Kaltgetränk und ein Frühstück sollten bei deinem Gastgeber möglich sein.
Die Isomatte kannst du gerollt mit ein wenig Schnur oder Klettband vorne am Fahrradlenker befestigen. Klettband gibt's im Baumarkt von der Rolle. Ein Schnürsenkel tut es aber auch.
Wenn dir die Übernachtung, und natürlich die Anreise und Rückreise gut gefallen haben, geht es im nächsten Schritt ans Optimieren der Ausrüstung (was im Grunde nie endet) und an die Minimierung des Luxus beim Schlafplatz, was nicht gleichbedeutend mit weniger positiven Erlebnissen ist.
Als Schlafplatz für die zweite Tour kannst du dir eine Schutzhütte suchen. Wie man diese findet, liest du auch im Artikel "Routenplanung".
Schutzhütten sind perfekt, um auf ein Zelt oder Tarp verzichten zu können. Man hat einen gewissen Wetterschutz, manchmal Sitzgelegenheiten und auch Feuerstellen können vorhanden sein. Zudem ist die Nutzung in der Regel kostenlos und legal. Bei privat gepflegten Hütten solltest du immer über eine Spende an den Betreiber nachdenken.
Dein Gepäck erweitert sich in diesem Schritt um folgende Utensilien:
- eine Unterlage für die Isomatte,
- Kaffeeequipment bei Bedarf,
- ein Windlicht und ein Feuerzeug,
- Taschentücher,
- Regenjacke,
- ein Turnbeutel,
- eine Kopflampe,
- und ein minimales Set an Radwerkzeug (Schlauch, Reifenhebel, Mikropumpe und Multitool).
Da sich wahrscheinlich das zusätzliche Equipment nicht mehr im Rucksack verstauen lässt, kommt nun entweder eine kleine Sattel-, eine Oberrohr- oder eine Rahmentasche ins Spiel. Vielleicht kannst du dir diese auch bei Bekannten ausleihen, bevor du dir selber etwas anschaffst.
Die Menge der Alltagskleidung kannst du zu Gunsten des Packvolumens möglichst klein ausfallen lassen. Du wirst wohl in der Schutzhütte niemanden modisch beeindrucken müssen! Jedoch sind frische Unterwäsche, ein T-Shirt, eine leichte lange Hose und eine wattierte Kapuzenjacke ein angemessener Luxus. Die wattierte Kapuzenjacke ist eine Wunderwaffe, da sie echt wärmt und in den Turnbeutel gestopft ein wunderbares Kissen ergibt.
Die Auswahl an Hygieneartikeln wird erfahrungsgemäß in der Schutzhütte auch geringer. Ohne Duschmöglichkeit bleibt zumindest ein Zahnpflegeset auf der Packliste.
Eine dünne Luftmatratze ist als Unterlage leichter und kleiner, als eine klassische Isomatte. Jedoch macht die Nachtruhe nur wenig Freude, wenn sich beim ersten Hinlegen ein Fremdkörper durch die Matte bohrt und du entsprechend ohne Luftpolster liegen musst. Abhilfe schafft für den Anfang ein zwei Meter langes Stück Malervlies, dass du unter die Luftmatratze legst. Am Rad wickelst du es einfach um deine aufgerollte Luftmatratze und befestigst sie dann am Lenker.
Die Nahrungsaufnahme kannst du organisieren, ohne unsagbar viel Zeugs mitschleppen zu müssen. Du kannst deine Tour so planen, dass in der Nähe des Zielortes ein Imbiss, eine Dönerbude oder ein Supermarkt zu finden ist. Diese findet man über Onlinekarten recht gut. Wenn du es magst, bist du mit einem Döner Kebap oder Veggiedöner am Abend gut versorgt. Das kaufst du dir kurz vor Zielankunft, füllst gleichzeitig deine Getränkeflaschen mit Frischwasser auf und erreichst hoffentlich mit dem noch handwarmen Döner deine Schutzhütte. Für den Transport der zusätzlichem Lebensmittel und der obligatorischen Getränke empfiehlt sich ein Turnbeutel. Den bekommst du in jedem Fall in deinem Rucksack noch unter und kannst ihn dir dann für die letzten Meter etwas unbequem um den Hals hängen.
Nach dem hoffentlich wunderschönen Abend und der geruhsamen Nacht, kannst du dir den obligatorischen Morgenkaffee mit wenig zusätzlicher Ausrüstung zubereiten. Es reicht, neben einem Blechbecher, ein handelsüblicher Gaskocher mit kleinem Packmaß für 100g Schraubkartuschen. Die 100g Kartuschen sind zwar schon Teil der Fortgeschrittenenausrüstung, aber du solltest sie von Anfang an nutzen. Sie sind leicht, klein und du kannst sie gefahrlos wieder vom Kocher lösen. Um den Kaffee zuzubereiten, haben sich verschiedene Varianten bewährt:
- A) Wasser erhitzen und Kaffeepulver direkt unterrühren. Den Bodensatz ignorierst
- B) Kaffeepads von Padmaschinen nutzen. Der schmeckt etwas dünn, aber du sparst dir die Krümel im Mund.
- C) Löslicher Kaffee ist ein guter Mittelwert aller Vor- und Nachteile. Du kannst ihn in passenden Portionsbeuteln kaufen und mitnehmen.
Gestärkt kannst du deine sieben Sachen wieder zusammenpacken und dich mit deinem Rad auf den Weg zum nächsten Bäcker machen. Diesen findest du in jeder zweiten Ortschaft. Beglückt mit weiterem Kaffee und Kohlenhydraten in jeder Form kannst du dann den Heimweg antreten.
Diese Form des "Overnightens" hat sich als Kurzerlebnis echt bewährt. Nahezu kostenlos und ohne teures Spezialequipment kann man zwischen Feierabend und dem nächsten Mittagessen einen echten Kurzurlaub genießen. Zu zweit ist das Erlebnis anders schön und weniger aufregend, aber man spart Packvolumen und Gewicht, da z.B. nur einer von beiden einen Gaskocher einpacken muss. Probiere es aus! Es funktioniert! Du wirst deine eigenen Erfahrungen sammeln und dein Vorgehen optimieren. Wenn es dir nicht gefällt, ist es gar nicht schlimm - wenigstens hast du es versucht. Wenn es aber ein positives Erlebnis ist, wird sich dir eine neue Welt eröffnen, die süchtig macht nach mehr.
Stefan Quiska, Diekholzen